Ich sag’s gleich vorweg, ich habe noch nie ein Hörbuch gesprochen. Warum also dieser Post zu diesem Thema? In letzter Zeit höre ich von Neulingen im Sprecherberuf: “Ich habe meinen ersten Hörbuchauftrag bekommen” oder “Ich habe schon acht Hörbücher gesprochen”. Versteh mich nicht falsch, täglich laut lesen, ist jedem zu empfehlen, der Sprecher werden möchte. Es trainiert nicht nur die Stimme, sondern verbessert auch Textsicherheit.
Nichts für Anfänger?
Das ist ehrlich gesagt eine Frage, die ich nicht beantworten kann. Ich habe mich trotz meiner fast zwanzig Jahre als Sprecher bislang noch nicht an dieses Genre dran getraut. Zum einen ist es schlecht bezahlt, es sei denn man ist wer und zum anderen – und ich kenne amerikanische Kollegen, die Hörbücher sprechen – stelle ich mir vor, dass ein Hörbuchsprecher Stamina braucht! Und stimmliche Gestaltungsfähigkeit. Und Stamina. Über Hundere von Seiten verschiedene Charaktere auszugestalten, sodass der Hörer sie nicht nur unterscheiden kann, sondern sodass auch individuelle Eigenheiten hörbar werden, verlangt auch eine gehörige Portion schauspielerischen Talents.
“Vorlesen” ist nicht das Gleiche
Du hast schon immer deinen Kindern, Enkeln oder Geschwistern vorgelesen? Kann ich auch, aber vier und mehr Stunden am Tag?
In meiner Vorstellung ist “Vorlesen” für Erwachsene eine ganz andere Hausnummer. Das Einsprechen eines Hörbuchs für, sagen wir, 300 bis 400 Euro pro fertiger Stunde (FAH = Final Audio Hour) ist mit hohen Erwartungen seitens des Kunden und deren zukünftigen Zuhörern verbunden. Sie erwarten, dass du das Manuskript vorab gründlich erarbeitet hast, bevor du auch nur ein einziges Wort sprichst.
Ich kenne professionelle Sprecher, die improvisieren. Das hört man. Es gibt Aussprachefehler und das Tempo ist nicht immer so, wie es sein sollte, weil sie nicht wissen, wo die Reise hingeht.
Wenn du deine Hausaufgaben gemacht hast (ein grosser Teil deiner Arbeitszeit), solltest du wissen, wohin die Geschichte geht, ähnlich wie ein Reiseleiter weiß, welche Sehenswürdigkeiten kommen und was er dazu sagen muss.
Meine Empfehlung
Wie ich eingangs sagte, ich habe noch nie ein Hörbuch gesprochen. Das hier sind lediglich meine Gedanken zu dem Thema. Aus meiner Sicht ist das Genre der Hörbücher die Königsdisziplin der Sprechertätigkeit und nicht das Tor zu einer neuen Karriere. Vielleicht aber irre ich mich und sollte es selbst mal versuchen.
Kürzlich habe ich einen hervorragenden Blogpost zu diesem Thema gelesen von unserer Kollegin Ann Vielhaben, die schon lange als Sprecherin arbeitet und insbesondere zu dem Thema Hörbücher etwas zu sagen hat. Wenn du also in Richtung Hörbücher strebst, dann ist dieser Artikel genau das Richtige: